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Hautarztpraxis

Dr. Berenike Lampert

Dermatologie & Ästhetische Dermatologie

im Westend von Frankfurt am Main

Mikroneedeling mit dem Dermaroller

Verschiedene Methoden stehen für Rejuvenation und die Behandlung von Narben zur Verfügung, darunter ablative Laser, fraktionale Ablation, »chemical peels« oder Radiofrequenzmethoden sowie das Mikroneedeling mit dem Dermaroller. Im Unterschied zu allen ablativen Techniken wie Laser, Dermabrasion etc. bleibt bei der Dermarollerbehandlung, auch Collagen-Induktions-Therapie (CIT) genannt – die schützende Epidermis erhalten, es kommt also nicht zu einer Wunde und damit zu keiner »down time«, keinem Ausfall in Privat und Arbeitsleben. Mit dem Dermaroller ist es möglich, Falten, Narben, Aknenarben, Schwangerschaftsstreifen, Pigmentstörungen und anderes erfolgreich zu verbessern. Außer dem Einmalartikel ist keine Geräteanschaffung nötig.

Aknenarben vor Behandlung
bei einem 21-Jährigen

Zwei Monate nach zwei Dermaroller-Behandlungen im Abstand von sechs Wochen

Material und Methode

Alle medizinischen Dermaroller sind sterile Einmal-Instrumente und als Medizingerät im Sinne des deutschen Medizin-Produkte-Gesetz (MPG) und der Europäischen Direktive 93/42 zugelassen. Zwei Typen zur medizinischen Behandlung sind verfügbar:

1. Das Model MF8 mit einem Durchmesser von 20 mm und 192 speziell gehärteten Stahlnadeln in acht Reihen mit einer Länge von 1,5 mm und einem Durchmesser von 0,25 mm. Je nach ausgeübtem Druck penetriert die Nadel das Gewebe von 0,1–1,3 mm tief.

2. Das schmalere Model MS4, mit 10 mm Breite und 20 mm Durchmesser, bestückt mit 96 Nadeln, einer Länge von 1,5 mm und einem Durchmesser von 0,25 mm, ist für Hautregionen geeignet, die für den MF8 schlechter zugänglich sind.

Die Gesichtshaut hat eine durchschnittliche Dicke von 1,5 mm. Aus diesem Grund sind aus anatomischer Sicht Dermaroller mit längeren Nadeln von mehr als 1,5 mm nicht erforderlich. Für schwer zugänglichen Stellen beziehungsweise kleine isolierte Narben kann der Dermastamp eingesetzt werden mit fünf Nadeln von 2 mm, die um eine zentrale Nadel angeordnet sind.

 

Handhabung

In der Regel wird zunächst eine örtliche Betäubung mit Anästhesiecremes durchgeführt, diese wird nach 30–90 Minuten abgetragen, die Haut desinfiziert und dann die Behandlungen unter Bedingungen eines Eingriffsraums begonnen. Zusätzliche Luftkühlung (Fa. Zimmer) wird meist von Patienten als Erleichterung empfunden.

 Die Haut wird mit dem Dermaroller unter leichtem Druck gleichmäßig bis zu 16-mal in verschiedene Richtungen »berollt« und so eine gleichmäßige Struktur von Mikroverletzungen er- zeugt. Pro cm2 entstehen bis zu 236 Einstichkanäle, die sich innerhalb von Minuten wieder schließen – im Gegensatz zu Verletzungen durch Laserablation. Dies minimiert das Risiko einer Infektion und verkürzt die Heilungs- phase erheblich. Die winzigen Stiche regen die Dermis zu Wundreparaturreaktionen an vergleichbar mit denen nach Laserablation. Unter der Behandlung einsetzende Rötungen reduzieren sich binnen Stunden und sind in der Regel spätestens nach 0,5 bis zwei Tagen vollständig abgeklungen und sind schmerzfrei. Patienten können die Praxis nach der Behandlung sofort ver- lassen. Für das Gesicht sollte der Patient maximal 20 Minuten, ebenso wie für Hals und Dekolleté, einplanen.
 
Schon nach einer Behandlung kann eine Verbesserung erzielt werden. In der Regel sind zwei bis drei Behandlungen bei Rejuvenation und Striae sowie zwei bis fünf bei Aknenarben in einem Abstand von ein bis drei Monaten zu empfehlen. Jüngere Haut reagiert in der Regel besser als ältere. Die Formation neuer Kollagenfasern benötigt jedoch Zeit, bis zu einem Jahr. Ein Ergebnis kann frühestens nach 10–12 Wochen objektiv beurteilt werden.

Grundlage

Mikroneedeling ist ein einfaches, wirkungsvolles Instrument zum Aufbau neuer körpereigener Kollagenschichten und damit eine Alternative zu allen abtragenden Techniken wie Laser, Peeling etc. Die Haut reagiert auf die feinen Einstiche mit der Ausschüttung von Wachstumsfaktoren, Neoangiogenese und der Neubildung von Kollagen- und Elastinfasern im Rahmen eines normalen physiologischen Vorgangs der Wundheilung.

Therapie und Verlauf der Ergebnisse in Literatur

Zu den Indikation für den Dermaroller gehören:

  • Narben, insbesondere Aknenarben
  • Rejuvenation,
  • große Poren,
  • Striae (Schwangerschaftsstreifen),
  • Melasma und Pigmentprobleme (Altersflecken),
  • Kollagenaufbau bei Falten und sonnengeschädigter Haut, – Zellulitis, oberflächlich
 
Bei Narben und Aknenarben perforieren die sehr dünnen, aber extrem spit- zen Nadeln das alte Narbenbett und bereiten durch Auflockerung so den Boden für eine Glättung – die Narbe wird weicher. Nach der Narbenbehandlung werden neue Kapillaren in die alte Narbe einsprossen und somit wieder für eine normale Blutversorgung und Repigmentierung sorgen. Die Narbe blasst ab. Gleichzeitig werden Fibroblasten zur Teilung angeregt. Die vormalige Narbe wird mit neuen Kollagen- und Elastinfasern gefüllt.

Pigmente

Die Melaninansammlung verteilt sich wieder gleichmäßig im Umfeld. Fabbrocini et al. (3) berichteten über 32 Patienten mit Aknenarben, diese wurden einer zweimaligen Behandlung mit dem Dermaroller-Modell MS4 (Na- dellänge 1,5 mm) unterzogen. Der Behandlungsabstand betrug acht Wochen. Acht Wochen nach der 2. Behandlung zeigte sich ein deutlicher Behandlungserfolg. Die Tiefe der Narben und war signifikant verringert unabhängig vom ursprünglichen Schweregrad. Mikroreliefabdrücke zeigten eine Verringerung der Hautunregelmäßigkeiten und Abnahme des Schweregrads der Narben.

Über die Ergebnisse der Behandlung von 31 thailändischen Patienten mit atrophen Aknenarben berichtete Polnikorn (9). Alle Patienten waren mittlere-dunkle Hauttypen. Sechs Monate nach der Behandlung war der durchschnittliche Schweregrad der Narben von 4.24 auf 2.33 zurückgegangen. In über zwei Drittel der Fälle konnte eine Verbesserung des Schweregrads von > 50% festgestellt werden.

Die meisten ablativen Laserverfahren, aber auch »chemical peels«, führen bei dunkler Haut aufgrund der Reizung zu postinflammatorischer Hyperpigmentierung. Diese tritt insbesondere dann auf, wenn die epidermo-dermale Zone thermisch oder chemisch irritiert wird, wie nach Lasern und schärferen Peelings. Fraktionierte Laser unterscheiden sich ganz wesentlich vom Einstich einer Mikronadel. Der Laserstahl dringt zirka 70 μm in die Haut ein, ver- schmilzt Proteine und setzt somit eine Nekrose. Dadurch entsteht eine entzündliche Gewebereaktion. Behandlungen mittels Dermaroller sind im Unterschied zu Laserbehandlungen am wenigsten von nachfolgender Pigmentierung (PIH) betroffen. Daher wird diese Methode gerade im mittleren und fernen Osten besonders gerne angewandt, aber auch bei unseren Patienten aus dem Mittelmeerraum.

Eine retrospektive Analyse von 480 Patienten aus Deutschland und Südafrika, die sich einer Kollageninduktion mit dem Environ Medical Roll-CIT (Nadellänge 1–3 mm) unterzogen hatten, veröffentlichten Aust et al. (1). Die Behandlungen der Patienten wurden in den Jahren 1997–2006 durchgeführt (s.a. 4, 5). Indikationen waren Falten (350/480), schlaffe Haut (58), Narben und Dehnungsstreifen (72). Vor und sechs Monate nach der Behandlung wurden bei 20 Patienten Biopsien entnommen, um das prä- und postoperative Kollagen und Elastin zu vergleichen. Das Kollagen war dabei normal netzförmig angeordnet und nicht parallel wie in Narbengewebe. Das Stratum corneum war normal ausgebildet, die Epidermis 40% verdickt. In der Gruppe mit Narben stieg die subjektive Zufriedenheit ebenfalls signifikant von 3,0 auf 7,5.

Über das Management von Brandnarben mit dem Dermastamp® berichten Kim et al. (7). Die histologischen Untersuchungen zeigten eine Zunahme des Kollagens und eine Neuausrichtung der Kollagenfasern.

Fernandes und Signorini (10) empfehlen die perkutane Kollageninduktion ebenfalls zur Behandlung von Dehnungsstreifen – je nach Schwere der Striae mit 1 beziehungsweise 3 mm langen Nadeln.

Dass auch der Dermaroller die Effizienz der photodynamischen Laser- Therapie (PDT) erhöhen kann, belegt die Arbeit von Clementoni et al. (6). Nach einer Vorbehandlung mit dem Nadelroller wurde bei 21 Patienten Aminolävulinsäure (ALA) aufgebracht und anschließend durch eine Kombi- nation von Rotlicht und gepulstem Breitbandlicht aktiviert. Drei und sechs Monate nach der Behandlung wurde eine statistisch signifikante Verbesse- rung im globalen »Photoaging-Score« und seinen einzelnen Komponenten (Fältchen, fleckige Pigmentierung, Oberflächenrauhheit, Teleangiektasien) festgestellt.

Der entscheidende Vorteil des Mikroneedelings liegt in der Tatsache, dass die schützende Epidermis, gegenüber herkömmlichen Methoden, nicht abgetragen wird und somit erhalten bleibt. Die feinen Stichkanäle schließen sich nach wenigen Minuten, wodurch ein mögliches Infektionsrisiko auf ein absolutes Minimum reduziert wird.

LITERATUR

Aust MC, Fernandes D, Kolokythas P, Kaplan HM, Vogt PM (2008): Percutaneous collagen induction therapy: an alternative treatment for scars, wrinkles, and skin laxity. Plast Reconstr Surg 121 (4), 1421–1429

2Aust MC, Reimers K, Vogt PM (2009): Medical Needling: Improving the appearance of hypertrophic burn scars. Review Article GMS Verbrennungsmedizin 3, Doc03

Fabbrocini G, Annunziata MC, D’Arco V, De Vita V, Lodi G, Mauriello MC, Pastore F, Monfrecola G (2010): Acne scars: pathogene- sis, Classification and Treatment. Dermatol Res Pract, 2010:893080. Epub Oct 14

Fernandes D (2002): Percutaneous collagen induction: an alternative to laser resurfacing. Aesthetic Surg J 22 (3), 307–309

Fernandes D (2005): Minimally invasive per- cutaneous collagen induction. Oral Maxillofacial Surg Clin N Am 17, 51–63

Clementoni MT, Roscher MB, Munavalli GS (2010): Photodynamic photorejuvenation of the face with a combination of microneedling, red light, and broadband pulsed light. Lasers in Surgery and Medicine 42 (2), 150–159

Kim SK, Park JM, Jang YH, Son YH (2009): Management of hypertrophic scar after burn wound using microneedling procedure (Dermastamp). Burns Vol 35 (Suppl 1), S37. doi10.1016/j.burns.2009.06.146

Kolli, CS, H Kalluri, NN Desai, AK Banga (2007): DermaRollerTM as an alternative means to breach the stratum corneum barrier. Presented at the 7th Annual Georgia Life Sciences Summit, Oct, Atlanta, GA

Polnikorn N (2009): Percutaneous collagen induction with Dermaroller TM for Management of atrophic acne scars in 31 Thai pati- ents. Asian J Aesthetic medicine 2 (1), 1–13

Fernandes D, Signorini M (2008): Combating photoaging with percutaneous collagen induction. Clin Dermatol 26 (2), 192–199

Erscheinungsdatum

Mikroneedeling mit dem Dermaroller, derm

Artikel von K. Fritz, Berenike Lampert, G.-S. Tiplica